Spendenaufruf Flinta* Film Brigade November 2021
Liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
nach dem sich die pandemische Lage in Deutschland und auch in Spanien etwas beruhigt hat, freuen wir uns ganz besonders euch mitteilen zu können, dass es wieder ein spannendes Projekt in Almería geben wird, wofür wir eure tatkräftige finanzielle Unterstützung benötigen.
Hier die wichtigsten Hintergrundinfos zum Projekt:
Warum Film eine zentrale Rolle bei unserer Arbeit in Andalusien spielt?
Auf einer unserer ersten Andalusienreisen im März 2017 entstand der Film „Días de Lucha – Días de Luto – Tage des Kampfes – Tage der Trauer“. In der 30 minütigen Dokumentation portraitiert die Filmemacherin Aline Juarez eindrücklich die Lebens- und Arbeitsbedingungen von migrantischen Arbeiterinnen und Arbeitern im Plastikmeer von Almeria. (Hier könnt ihr sie online schauen, falls ihr sie noch nicht kennt)
Mit eben dieser Dokumentation konnten wir in den Folgejahren auf dutzenden Filmvorführungen in verschiedenen Städten eine Vielzahl von Interessentinnen und Interessenten erreichen. Wie ihr euch alle sicher noch gut erinnern könnt, war der Andrang zur Filmpremiere am 24. November im Kreuzberger Kino Movimiento groß. Die filmische Auseinandersetzung mit einem intensiven Arbeitskampf, den wir eng begleiteten und ein durch rassistische Polizeigewalt ausgelöster Todesfall eines marokkanischen Landarbeiters, bildeten die Grundlage für viele intensive Diskussionen und Denkanstöße.
Schon immer spielte die filmische Darstellung der komplexen Ausbeutungsbedingungen in Almería eine zentrale Rolle. Medial erfuhr das Plastikmeer in den vergangenen Jahren eine hohe Aufmerksamkeit. Viele große Fernsehsender und Presseagenturen aus Mittel- und Nordeuropa entsandten Journalistinnen und Journalisten nach Südspanien, um dort über die Bedingungen zu berichten, unter denen unser täglich Gemüse produziert wird. In den allermeisten Reportagen waren die Arbeiterinnen und Arbeiter aus den Gewächshäusern und Abpackhallen jedoch eher bloße Statistinnen und Statisten. Effekthascherisch, sensationalistisch, unterkomplex und wenig einfühlsam waren die meisten Reportagen aus unserer Sicht (Siehe unser Kommentar zu der ARD Reportage „Europas dreckige Ernte“).
Welche Ziele verfolgt die Flinta* Film Brigade?
Film geht jedoch auch anders! Seit einigen Monaten hat sich eine fünfköpfige Flinta* Projektgruppe zusammengefunden, die ein zum Mainstream alternativen Fahrplan entwickelt hat. Mitte November startet die erste Flinta* Film Brigade nach Almeria. Über drei Wochen hinweg soll audiovisuelles Material gesammelt werden, das für mehrere Ziele gleichzeitig eingesetzt werden soll:
1. „Testimonios“ (Zeugenaussagen) für transnationale Kampagnenarbeit
Seit mehreren Jahren üben wir Druck im Rahmen von transnationalen Kampagnen auf eine Reihe von großen vor allem Bio-Unternehmen in der Region aus, in denen es ununterbrochen zu Arbeitsrechtsverletzungen kommt. Um die von der Ausbeutung am meisten profitierenden großen Supermarktketten und Zertifizierungsunternehmen effektiv und öffentlichkeitswirksam bloß zu stellen, sind wir auf stichhaltige Berichte angewiesen. Diese Berichte nennen wir „testimonios“ (Zeugenaussagen von betroffenen Arbeiterinnen und Arbeitern). Mittels dieser „testimonios“ sind wir in der Lage auch in Deutschland effektiv und dauerhaft Betroffene dabei zu unterstützen selbstbewusste gewerkschaftliche Strukturen in ihren jeweiligen Betrieben zu etablieren und diese dauerhaft zu verteidigen.
2. Berichte aus der Perspektive der Betroffenen
Zentrales Gestaltungselement der „testimonios“ soll die Partizipation der Beteiligten sein. Der Inhalt der Filmformate, also die Fragestellungen und die Antworten, sollen gemeinsam mit den Arbeiterinnen und Arbeitern entwickelt werden.
3. Vielfalt und inhaltliche Tiefe der Berichte
Die Berichte sollen nicht nur auf die Kritik von Arbeitsrechtsverletzungen aus sein, sondern die Betroffenen als Protagonist*innen ihrer eigenen Konflikte darstellen. Dabei geht es nicht nur um den Kampf gegen Ausbeutung im Betrieb, sondern um die strukturellen Zwänge, die hinter dieser Ausbeutung stecken. Eben diese strukturellen Zwänge hängen mit Themen wie Geschlechterungleichheit, Migration, Aufenthaltsrecht, Rassismus und transnationalen Lieferketten zusammen und sollen im Rahmen der Dreharbeiten beleuchtet werden.
Wofür brauchen wir deine Spende?
Ein professionelles Filmprojekt ist kostenaufwendig. Fünf professionelle Filmkünstlerinnen haben sich 3 Wochen Zeit genommen um nach Almeria zu reisen und verzichten dabei auf Arbeit, die sie hier in Deutschland finanziell über Wasser hält. Zu der dreiwöchigen Drehzeit, wird die Nachbearbeitung (Schnitt, Ton, Bild) auch einige Wochen in Anspruch nehmen. Deswegen wollen wir unseren Compañeras eine Aufwandsentschädigung zukommen lassen, die Flug-, Miet-, und Krankenversicherungskosten hier in Deutschland kompensiert. Außerdem werden auch Leihgebühren für technisches Equipment anfallen.
Bisher stellen wir 2000 Euro an Vereinsmitteln zur Verfügung und das Europäische Bürger*innen Forum unterstützt uns ebenfalls mit 2000 Euro. Mehrere Anträge bei der Stiftung Menschenwürde Arbeitswelt und bei der Rosa Luxemburg Stiftung stehen noch aus. Damit die Flinta* Film Brigade wie geplant Mitte November starten kann, benötigen wir noch 1.650 €. Deswegen hilft uns jeder Beitrag.
Bitte überweist an:
Interbrigadas e.V.
Verwendungszweck (bitte unbedingt angeben): Früchte des Widerstands
Konto: DE44430609671130810700
Solidarische Grüße
euer Interbrigadas Team