Solidarischer Überfall auf Großhandelsmarkt in Sevilla
Zum erstem mal in unserer Vereinsgeschichte fuhren wir dieses Jahr mit einer Brigade nach Spanien, um uns mit den sozialen Verhältnissen und politischen Bewegungen in der Region Andalusien vertraut zu machen und auch dort nach Möglichkeiten solidarischer Kooperationsarbeit Ausschau zu halten. In den letzten drei Wochen machten wir uns unter anderem mit den Arbeitsbedingungen in den Gewächshäusern Almerias vertraut und unterstützten darüber hinaus eine Woche lang die besetzte Finca “Somonte” (Infos dazu folgen in Kürze).
Die intensivste Unterstützung bei unserer Reise erhielten wir von der unabhängigen andalusischen Gewerkschaft “Sindicato Andaluz de Trabajadores” (SAT). Die SAT und die ihr angegliederte Landarbeitergewerkschaft “Sindicato de Obreros del Campo” (SOC) erlangten in den letzten Jahren durch verschiedenste radikale Aktionen nationale und internationale Bekanntheit.
Besondere öffentliche Aufmerksamkeit zogen dabei die “Lebensmittelbeschaffungsmaßnahmen” am 7. August des letzten Jahres auf sich. An diesem Tag wurden an zwei verschiedenen Orten in Andalusien zeitgleich Lebensmittel aus großen Supermarktketten entwendet und daraufhin an Bedürftige verteilt. An diesem Freitag den 30. August organisierte die SAT erneut eine ähnliche Aktion am Stadtrand von Sevilla. Dabei wurden in einem Filiale von “Carrefour” knapp 10 Einkaufswägen mit Schulmaterialien, wie Schreibheften, Stiften und Sportkleidung entwendet. Begründet wurde diese “Enteignung” mit der desolaten sozialen Situation in Spanien im Allgemeinen und in der Region Andalusien im Besonderen. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit (Spanien: 25%, Andalusien: 35%), der massiven Kürzungen von Sozialleistungen und Wohnungsräumungen durch den Staat müssen 20% der andalusischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben, erklärte Diego Cañamero, der Sprecher der SAT. Die entwendeten Schulmaterialien sollen in einer Schule verteilt werden und jenen Familien zugute kommen, die sich eine solche Grundausstattung nicht leisten können. Cañamero versuchte den im Vorfeld unterrichteten Pressevertretern und der Geschäftsleitung des “Carrefour” deutlich zu machen, dass die Aktion keinesfalls einen Raub bzw. einen Angriff gegen die Supermarktkette darstellen solle, sondern eine symbolische und solidarische Protestaktion gegen die politische und soziale Ungerechtigkeit in Spanien verkörpere. Als bedeutenste Ursachen dieser Ungerechtigkeiten benannte Cañamero die enorme spanische Staatverschuldung und die praktisch identische unsoziale Politik der beiden großen Parteien PP und PSOE. Politische Forderung der SAT ist unter anderem die Einstellung der Schuldenzahlungen. Am 1. September findet eine Nationalkonferenz der SAT in Osuna statt auf dem ein Zeitplan für weitere Aktionen zur politischen Mobilisierung der Bevölkerung diskutiert und ausgearbeitet werden soll.
hier ein kurzes Video von der Aktion auf Youtube:
… und ein paar Fotos von uns, die ein wenig den Ablauf beschreiben: