Newsletter Oktober 2018
Hola ihr Lieben!
Der Jahrhundertsommer ist vorbei, selbst die September-Brigade in Almería stellt sich schon auf den Berliner Herbst ein und wir wagen einen Blick zurück auf ein heißes halbes Jahr Interbrigadas-Arbeit. Brigaden nach Andalusien und Kuba, transnationale Arbeitskämpfe und Kampagnen, ein erfolgreiches Crowdfunding und viele anstehende Veranstaltungen erwarten euch in diesem Newsletter.
Unser Hauptaugenmerk lag im vergangenen halben Jahr auf der Arbeit mit der Gewerkschaft SOC-SAT in Almería. Die März-Brigade „Juán Goytisolo“ stand ganz im Zeichen des Arbeitskampfes beim Gemüseproduzenten Eurosol. Gegen Entlassungen und Ausbeutung im Gewächshaus hatten sich Arbeiter*innen bei der SOC-SAT organisiert und wir unterstützten ihre Forderungen tatkräftig: Mit Demos und Streiks vor Ort, Öffentlichkeitsarbeit im Netz und mit unserer transnationalen Kampagne. Dabei recherchierten wir die Lieferkette von Eurosol und übten Druck auf Supermärkte und Zertifizierungsunternehmen in ganz Europa aus. Kurz nach Ende der Brigade dann die Nachricht aus Almería: Das Unternehmen hat eingewilligt, entlassene Arbeiter*innen wieder einzustellen und hält sich seither an den Tarifvertrag! (Link)
Doch während im Fall Eurosol der Sekt entkorkt werden durfte, trat bereits der nächste Arbeitskampf auf den Plan: BioSabor. Die Firma mit dem blumigen Öko-Image und dem charismatischen Patriarchen Belmonte beschäftigte uns bereits seit 2017. Über den Sommer spitzte sich die Situation zu, auch nachdem die ARD ihre Doku „Europas dreckige Ernte“ vor einem Millionenpublikum ausstrahlte. Darin: Die Ausbeutung bei BioSabor, die SOC-SAT – und wir. Auch wenn die Reportage manche falschen Schlüsse ziehen lässt, rücken die Belange der Arbeiter*innen in Südeuropa auch hierzulande in die Debatte. (Link zur Doku)
Die Chefetage zeigte sich weiter unnachgiebig und so war auch die September-Brigade Saïda Menebhi vor den Gewächshäusern von BioSabor unterwegs.
Unsere Recherchen ergaben, dass 45% der BioSabor-Produkte bei deutschen Supermärkten landen – jetzt gilt es, diesen Hebel zu nutzen und gemeinsam mit Belegschaft und Gewerkschaft den Druck zu erhöhen.
Neben unserem Engagement in Andalusien verloren wir natürlich Lateinamerika nicht aus dem Blick und so brach unsere Kuba-Brigade „Rafael Trejo“ Anfang Juli auf nach Havanna. Gemeinsam mit Cuba Sí und de Boxer*innen von Roter Stern Berlin 2012, statteten wir die geschichtsträchtige Box-Sport-Stätte Rafeal Trejo in Havannas Altstadt mit einem neuen Boxring, Trainingsequipment und das Büro mit neuen Möbeln aus. Außerdem trafen wir uns mit kubanischen Student*innen, Aktivist*innen und Sportler*innen, wobei wir uns intensiv austauschten. Museumsbesuche (zum Beispiel Museo de las Bellas Artes) und Ausflüge an den Strand rundeten unser Brigadeprogramm ab. Es war ein aufregender Monat für die 21-köpfige Brigade, von denen einige Teilnehmer*innen Kuba zum ersten Mal besucht haben und hoffentlich bleibende positive Erinnerungen behalten werden. Wir freuen uns schon auf die nächste Brigade. (Link zu den Brigadeberichten)
Doch auch in Berlin brummen die Motoren des Internationalismus: Auf unserem Strategie-Wochenende diskutierten wir die künftigen Projekte des Vereins, unsere AG Theorie und Praxis trägt zur internen Weiterbildung der Interbrigadistas bei und wir waren mit zahlreichen Veranstaltungen in der politischen Öffentlichkeit präsent. Vor allem der Oktober wird ereignisreich, checkt die kommenden Veranstaltungen (s.u.)!
Inhalt
1 Unsere Erfoge beim Crowdfunding
2.1 Filmvorführungen “Dias de Lucha, Dias de Luto”
2.3 11. Interbrigadas Soli – Alleycat am 20.10.
2.4 Gleich danach: Soli-Party für venezolanische Genoss*innen aus Caracas am 20.10. ab 22h
1 Crowdfunding
Wir möchten uns ganz herzlich für eure Spenden und Unterstützung bedanken. Mit eurer Hilfe konnten wir dieses Jahr gleich zwei angestrebte Projekte realisieren.
1.1 Gewerkschaftsbus „Saïda“ 1.1 Gewerkschaftsbus „Saïda“
Das Crowdfunding für den Gewerkschaftsbus der SOC-SAT war erfolgreich und „Saïda“ brachte unsere Brigadist*innen wohlbehalten die 2700km nach Almería. Dort durften wir den Bus der lokalen Gewerkschaft übergeben. Nach einem langwierigen Prozess der Prüfung durch den spanischen TÜV, Anmeldung bei der Verkehrsbehörde und Versicherung des Busses, welcher nach mehr als einem Monat nun endlich abgeschlossen ist, wird der Bus in naher Zukunft die Arbeit unserer Genoss*innen im Plastikmeer von Almería wesentlich erleichtern.
1.2 Brigade „Rafael Trejo“
Mithilfe der Better-Place-Kampagne, einer Spende von Cuba Sí sowie der Förderung der Boxer*innen vom Roten Stern durch die Naturfrunde konnten wir die Briagde „Rafael Trejo“ durchführen. Vielen Dank an alle Spender*innen, die uns dies ermöglicht haben. Die letzten Brigadeberichte mit Fotos sind fast fertig und werden in Kürze auf unsere Website hochegeladen, also haltet die Augen offen!
2 Veranstaltungen
2.1 Filmvorführungen “Dias de Lucha, Dias de Luto”
Der Film, der auf der Brigade Berta Cáceres 2017 entstanden ist, wird auch diesen Oktober mehrfach aufgeführt, mitunter in ganz Deutschland:
18.10. 20:00 Uhr im IKUWO in Greifswald, Internationales Kultur- und Wohnprojekt e.V., Goethestraße 1, 17489 Greifswald (Link zum Facebookevent)
18.10. 19:30 Uhr / Café DuckDich im Rahmen des Globale Filmfestivals in Erfurt, Kulturzentrum Engelsburg, Allerheiligenstraße 20/21, 99084 Erfurt
27.10. 18:00 Uhr im Soul Kino in der K9, Kinzigstraße 9, 10247 Berlin
28.10 16:00 Uhr / Werkstatt Der Kulturen Berlin im Rahmen des Globale Filmfestivals in Berlin (Link zum Facebookevent)
28.10. im Lichthaus Kino im e-Werk, Am Kirschberg 4, 99423 Weimar
2.2 11. Interbrigadas Soli – Alleycat am 20.10.
Wir freuen uns sehr auf die 11. Ausgabe unsres kleinen Soli-Rennens.
Das Alleycat ist ein Fahrradrennen in den Straßen Berlins. Jeder, der über ein Fahrrad verfügt, kann an diesem Rennen teilnehmen. Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern um Spaß an der Sache und natürlich um die Solidarität mit unserer Vereinsarbeit. Das Rennen ist eine Art Schnitzeljagd. Es gibt verschiedene Stationen (Checkpoints), die abgefahren werden sollen und an denen besonders lustige und spannende Aufgaben erledigt werden müssen. Diejenigen, die sich in der Stadt gut auskennen und als erste über alle Checkpoints ins Ziel gelangt sind, kriegen natürlich auch einige schicke Preise. Auch wenn manche das Rennen durchaus ernst nehmen, so fahren die allermeisten nach dem Motto „dabei sein ist alles“.
Genauer Ort und Uhrzeit folgen kurzfristig auf Facebook
2.3 Gleich danach: Soli-Party für venezolanische Genoss*innen aus Caracas am 20.10. ab 22h
Das Kollektiv Paranpanpan aus dem Stadtviertel Catia der venezolanischen Hauptstadt lädt ein zu einer Soliparty. Sie machen seit langen Jahren selbstorganisierte Streetwork mit Jugendlichen im Bereich Bildung und Jugendkultur. Die grassierende wirtschaftliche Krise in Venezuela geht jedoch an keinem vorbei und Leute, die außerhalb von Regierungsinstitutionen politisch aktiv sind, können kaum noch Zeit für ihre Arbeit aufbringen – es geht darum von Tag zu Tag über die Runden zu kommen. Das gerade in solchen Zeiten Unterstützung gefragt ist, steht außer Frage. Lasst uns gemeinsam feiern und Solidarität für unsere langjährigen venezolanischen Freunde zeigen!
Veranstaltungsort: K19, Kreutzigerstraße 19, 10247 Berlin
2.4 Kämpfe der Peripherien – Kolonialismus und Widerstand am 23.10. um 18h (kritische Orientierungswochen der Humboldt-Uni Berlin)
Die Universität und das Studium sind für uns Orte des politischen Denkens und Handelns. Gerade in den Machtzentren der globalen Wirtschaftsordnung muss man sich der Kritik neokolonialer Zustände widmen und Strategien der Veränderung reflektieren. Wir haben die Entstehung dieser Ordnung zwar nicht zu verantworten, aber es ist unsere Verantwortung etwas daran zu verändern. Wir freuen uns deshalb über die Einladung zu diesem Diskussionsabend.
Ankündigungstext des Veranstalters Internationalist Student Union Berlin:
“Bis heute setzt die koloniale Wirtschaft und Weltordnung die Ausbeutung und Unterdrückung von Mensch und Natur in den Peripherien unter dem Einsatz brutaler Gewalt durch, mit dem Vorwand von Wohlstand und Sicherheit in Europa und den anderen reichen Industrieländern. Deutsche Rüstungsunternehmen verdienen gut an Krieg, Militarisierung und Repression gegen soziale und Umweltaktivist*innen im globalen Süden, sowie an den europäischen Außengrenzen. Gleichzeitig werden so immer mehr Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Die Krise hat System. Die Völker des globalen Südens, Bäuer*innen, Indigene, Arbeiter*innen und ehemalige Sklav*innen käm pfen für Selbstbestimmung auf ihrem Territorium, um die Natur zu schützen und das Überleben ihrer Gemeinschaften. Aber das genügt schon, um den Interessen multinationaler Unternehmen oder imperialistischer Staaten im Wege zu stehen. Doch woimmer auch Missetaten geschehen, dort entsteht auch Widerstand. Ob in den indigenen Gemeinden Kolumbiens, den Bergen Kurdistans, oder unter den migrantischen Arbeiter*innen in den südspanischen Erdbeerfeldern. Wir wollen beispielhaft die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten dieser drei aktuellen (neo)kolonialen Zustände diskutieren. Welche Erfolgsaussichten und welche Schwierigkeiten haben diese Kämpfe der Peripherien? Und was können wir hier in Europa machen? Wie können wir Solidarität zeigen und was können wir von euch lernen?”
(Link zum Facebookevent)
Veranstaltungsort: Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, Hörsaal 2097
2.5 Kneipenabend: Interbrigadas und Internationale Solidarität veranstaltet von DIE Linke – BO Merkste Selba? am 30.10. um 19.30h
Im Rahmen dieser Veranstaltung der Basisorganisation (BO) der Partei dieLinke wollen wir euch einen Informations- und Diskussionsabend zu unserer Arbeit in Spanien anbieten. Themen werden sowohl die gewerkschaftlichen Informationsaktionen vor den Gewächshäusern in Almería, die Arbeitskämpfen bei den Unternehmen Eurosol und BioSabor sein, als auch weitere Nebenprojekte, wie zum Beispiel ein Wandbild an einer Schule in El Puche, das wir mit den Schülern gemeinsam anfertigten und der Besuch einer Kooperative, mit der Idee einen Vertrieb für solidarisch hergestelltes Olivenöl aufzubauen.
Veranstaltungsort: August Fengler, Lychenerstr. 11, 10437 Berlin