Hinter den Fassaden von “Haciendas Bio”

22. April 2020|Allgemein

 

“Noch nie in meinem Leben habe ich eine Firma erlebt, die so mit ihren Arbeitern umspringt”, sagt eine Beschäftigte des Gemüseproduzenten Haciendas Bio aus Almería durch ihren Mundschutz. Sie und ihre Kolleg*innen klagen die Zustände im Unternehmen an: Bezahlung weiter unter dem gesetzlichen Mindestlohn, unbezahlte Überstunden, unzulässige Arbeitsverträge. Zudem werden in den Gewächshäusern Pflanzenschutzmittel ausgebracht, ohne dass den Arbeiter*innen Schutzkleidung zur Verfügung gestellt würde. Wer diese gesetzlosen Umstände zur Sprache bringt, muss mit Einschüchterung, Beleidungen und Schikane am Arbeitsplatz rechnen. Und nicht nur das: Sieben Arbeiter*innen wurden Ende März kurzerhand aus dem Betrieb ausgeschlossen und verlieren inmitten der Corona-Krise ihr Einkommen. “Morgen kommst du nicht mehr. Das war’s”, das seien die Worte des Chefs gewesen.

Die Zustände bei “Haciendas Bio” sind kein Einzelfall. Wir kennen die Arbeitsrechtsverletzungen aus unserer jahrelangen Arbeit im “Plastikmeer” von Almería. Sie werfen jedoch ein Schlaglicht auf die Situation im Bio-Sektor, die um keinen Deut besser ist als in konventionellen Betrieben. Während den europäischen Verbraucher*innen mit dem Bio-Siegel und blumigen Werbeslogans (“soziale Verantwortung”) ein reines Gewissen angeboten wird – natürlich zu entsprechend höheren Preisen – drücken viele Bio-Betriebe in Südspanien Löhne und Arbeitsschutzstandards nach Belieben. Haciendas Bio exportiert mehr als die Hälfte seiner Produkte nach Deutschland. Die Firma schmückt sich nicht nur mit dem deutschen und europäischen Bio-, sondern auch mit dem Demeter- und Naturland-Label. Deshalb appellieren wir an Zertifikateure und Supermärkte, Druck auf die Unternehmensleitung von Haciendas Bio auszuüben, ihrerseits geltendes Recht einzuhalten und die illegal entlassenen Arbeiter*innen wieder einzustellen.

Lest im Anhang unseren Bericht über die Situation im Betrieb. Fragt auch ihr bei eurem Super- oder Biomarkt nach: Beziehen sie Tomaten, Paprika oder Gurken von “Haciendas Bio”? Ihr habt ein Recht zu erfahren, dass hinter eurem Gemüse keine Ausbeutung steckt.

Rechtsverstöße bei “Haciendas Bio” (PDF)

Chronologie der Ereignisse im Betrieb (PDF)

 

 

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