Erster Brigadebericht der internationalen Brigade Carlina Roja

17. März 2025|Berichte, Brigaden

Es ist März und die internationale Brigade Carlina Roja ist endlich in Almería angekommen. Wir starteten zunächst mit vier, später mit fünf Brigadist:innen und waren die ersten Tage viel damit beschäftigt, die Brigadeunterkunft benutzbar zu machen und damit die Grundlage für die weitere Brigade zu legen. Dann konnten wir aber auch schon tiefer in die Auseinandersetzung mit den Brigadezielen, die wir uns im Vorhinein gesetzt hatten einsteigen und Einiges bewegen. In diesem ersten Brigadebericht möchten wir Euch in drei Teilen einen Einblick in die letzten zwei Wochen geben: Die Finca der SOC-SAT, Kämpfe um Wohnraum in Almería und die gewerkschaftliche Arbeit.

Alltag einer klassenkämpferischen Gewerkschaft

Im Einklang mit unseren im Vorfeld gesetzten Brigadezielen widmeten wir uns schwerpunktmäßig der Gewerkschaftsarbeit: Wir begleiteten den Gewerkschaftssprecher José zu verschiedenen Terminen, trafen uns mit Genoss:innen, mit denen wir als Interbrigadas seit Jahren zusammenarbeitet, kamen mit Arbeiter:innen, die sich von der SOC-SAT gewerkschaftlich beraten ließen ins Gespräch und nahmen an diversen Treffen und Sitzungen teil. Dabei unterstützten wir die verschiedenen Arbeitskämpfe wo immer möglich und versuchten, die Strategien und Ansätze der Gewerkschaft besser zu verstehen. So nahmen wir auch an der Mitgliederversammlung der SOC-SAT teil und tauschten uns immer wieder mit Genoss:innen über ihre Strategien aus, reflektierten diese kritisch und verglichen sie mit unseren Erfahrungen aus der Gewerkschaftsarbeit in Deutschland.

Einerseits begleiteten wir punktuell die Arbeitskämpfe bei verschiedenen Unternehmen, so zum Beispiel einen Termin mit der Arbeitsinspektion bei BioSabor oder eine gewerkschaftliche Aktion (Piquete) vor den Betriebstoren von Haciendas Bio. Das Unternehmen hatte vor Corona kämpfende Arbeiter:innen entlassen – die Entlassungen waren mittlerweile gerichtlich bestätig rechtswidrig, dennoch haben sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessert und die entlassenen Arbeiter:innen sind teilweise immernoch arbeitslos. Andererseits haben sich drei Unternehmen herauskristallisiert, mit denen wir in den letzten Wochen intensiver befasst waren. Diese möchten wir im Folgenden genauer beleuchten.

Cultivo las luchas sindicales – Arbeitskampf bei Cultivo Las Canteras

In unserer zweiten Woche begleiteten wir den Prozess gewerkschaftlicher Organisierung in einer vergleichsweise kleineren Finca. Bei Cultivo Las Canteras, einem vergleichsweise kleineren, von zwei Brüdern geführten Unternehmen mit 60 Arbeiter:innen in der Nähe von San Isidro, kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu verschiedenen Arbeitsrechtsverletzungen. Unter anderem wurde den Arbeiter:innen der Urlaub nicht bezahlt, der Mindestlohn nicht eingehalten, kein bzw. zu wenig Fahrtgeld gezahlt und fehlerhafte Lohnabrechnungen ausgestellt.

Seit einigen Monaten organisieren sich die Arbeiter:innen kollektiv zusammen mit der SOC-SAT, um sich gegen die Rechstverletzungen zu wehren. Möglicher Anstoß für die Kooperation mit der Gewerkschaft könnte gewesen sein, dass eine erfahrene Gewerkschaftlerin, die schon seit Jahren mit und für die Gewerkschaft arbeitet, angefangen hat auf der Finca zu arbeiten. Außerdem ist nicht unwahrscheinlich, dass die Nähe der Finca zum Ort San Isidro, in dem einmal in der Woche die gewerkschaftliche Beratung der SOC-SAT stattfindet und damit bekannter Anlaufpunkt für Probleme der Arbeiter:innen ist, eine Rollte gespielt hat.

In der Vergangenheit hatten die Arbeiter:innen bereits zum Streik aufgerufen, woraufhin die Chefs der Finca eingelenkt haben und sich kooperativ gezeigt haben, einige der vorliegenden Arbeitsrechtsverletzungen zu beheben. Strategisch steht nun als nächstes die Etablierung einer Arbeiter:innenrepräsentation an. Daher fand Anfang der Woche die “Constitución de la Mesa”, also die Konstituierung des Präsidiums zu den Betriebsratswahlen statt. Das Präsidium besteht, wie gesetzlich vorgeschrieben aus dem jeweils ältesten und jüngsten Arbeiter und der Person, die am längsten in dem Unternehmen arbeitet, die als Vorsitzende des Wahlpräsidiums fungiert. Neben dem Ziel, einen Betriebsrat mit möglichst vielen Delegierten der SOC-SAT zu stellen, verfolgt die Gewerkschaft auch das Ziel, bereits jetzt konkrete Verbesserungen der Situation herbeizuführen, wobei sich beide Ziele in einem “Ping-Pong” Verhältnis befinden. So wurde in den letzten Tagen die Nachzahlung eines Monats noch ausstehenden Urlaubsgeldes erkämpft. Eigentlich hätten die Arbeiter:innen auf Grundlage des neuen Tarifvertrags das Recht auf eine Nachzahlung der letzten sechs Monate Urlaubsgeldes, die Arbeiter:innen einigten sich darauf, den Kompromiss einer Nachzahlung von drei Monaten anzustreben, wobei die Chefs zunächst eine Nachzahlung der letzten zwei Monate anboten. In einer Versammlung mit den Arbeiter:innen, dem Gewerkschaftssekretär und den Empresarios erklärte der eine Chef, der Betrieb habe mit den Ausgaben für das Urlaubsgeld nicht gerechnet und möchte deshalb nur zwei Monate zurückzahlen, insgesamt gebe es aber ja gar keinen Konflikt, sondern nur Differenzen und man könne über alles reden. Die Arbeiter:innen ließen sich von diesem Vortrag nicht beeindrucken, beharrten auf dem Kompromissvorschlag, drei Monate nachgezahlt zu bekommen, auch vor dem Hintergrund, dass sie schon Jahre ihre Rechte verloren haben und andere Probleme, wie fehlerhafte Lohnabrechnungen, weiter bestehen bleiben. Motiviert von der Androhung eines Streiks sagten die Chefs zu, die drei Monate Urlaubsgeld auszuzahlen.

Der geschlossene Kompromiss stellt für die Gewerkschaft einen Erfolg dar. Strategisch war es wichtig, in diesem Moment eher etwas Spannung rauszunehmen, um einen kleinen konkreten Erfolg zu erreichen und nicht mit einem Streik an diesem Punkt das Maximum erziehlen zu wollen. Im Zentrum sollte der langfristige Erfolg des Kampfes, und nicht die kurzfristige Erziehlung von Maximalerfolgen stehen. Insgesamt lässt sich der Arbeitskampf in eine breitere Strategie der Gewerkschaft einordnen, möglichst viele Betriebsrät:innen zu stellen, denn wenn die SOC-SAT eine bestimmte Anzahl an Betriebsrät:innen stellt, könnte sie in Zukunft den Tarifvertrag mitverhandeln. Als nächste Termine stehen somit noch die Finalisierung der Vereinbarung zwischen Arbeiter:innen und Chefs vor der SERCLA (außergerichtlicher Schlichtungsmechanismus für arbeitsrechtliche Streitigkeiten), und weiterhin die Vorbereitung der Betriebsratswahlen an.

Angriffe auf die erkämpften Erfolge bei Biosol

Bei Biosol betreibt das Unternehmen gerade Klassenkampf von oben und versucht, Strukturen zu verändern und in der Vergangenheit erkämpfte Erfolge anzugreifen. Das Unternehmen hat seit 2012 nach einem erfolgreichen internationalen Arbeitskampf mit Hungerstreik einen Betriebsrat mit zwei Deligierten der SOC-SAT und möchte nun diverse Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen herbeiführen: Flexible Arbeitszeiten, welche in drei Monaten zusammengerechnet und dann zu 40h/Woche gemittelt werden sollen und die aktuellen Arbeitsstunden von 8h pro Tag nicht mehr gewährleisten würden. Dies würde das Risiko bergen, dass die Arbeiter:innen zu weniger Arbeit eingeteilt werden könnten, so Minusstunden ansammeln und unterm Strich weniger Lohn ausgezahlt bekommen. Die Möglichkeit, flexibel mit fünf Tagen Vorlaufzeit zur Arbeit eingeteilt werden zu können, würde für Eltern und andere Leute, die mit den Arbeitszeiten planen eine signifikante Verschlechterung darstellen. Außerdem soll Samstagsarbeit wieder für alle möglich sein. Vorgeblicher Hintergrund dieser Veränderungen ist laut Unternehmen, dass die Produktion nun weniger linear und eher schwankend sei, die Firma angeblich eine Finca in den Bergen verkaufen musste und es deshalb nun es daher nun weniger Arbeit gebe.

Das Unternehmen rief zunächst zwei Treffen mit dem Betriebsrat ein, um diesen über die Forderungen enthaltenden “Vorschlag” zu informieren, wobei klar schnell klar wurde, dass der Betriebsrat, der neben drei Deligierten der SOC-SAT noch aus Deligierten der UGT und Comisiones Obreras besteht, dem Vorschlag des Unternehmens nicht zustimmen wird, und diese die Änderungen ohne Zustimmung durch den Betriebsrat auch nicht legal durchsetzen kann. Problematisch an diesen Treffen war jedoch, dass in den Protokollen der Treffen nur die Vorschläge der Empresa beschrieben wurden. Das Protokoll dient zur Informationsweitergabe an die Arbeiter:innen und wird betriebsintern ausgehangen. Neben einer unangenehmen und respektlosen Gesprächsführung hat die Unternehmensführung auch immer wieder versucht, die Legitimation des Betriebsrats anzugreifen und Delegierten sowie Gewerkschaften vorgeworfen, falsche Informationen an Arbeiter\*innen weiterzugeben. Als Teil dieser Strategie hat das Unternehmen daher Versammlungen mit allen Arbeiter:innen, Gewerkschaftsvertreter:innen und der Unternehmensführung einberufen, um die Arbeiter:innen aus Unternehmensperspektive positiv über die anstehenden Veränderungen zu informieren. In dieser Versammlung hat die Chefin des Unternehmens immer wieder Leute angeschrien, unterbrochen, mit Suggestivfragen und direkten namentlichen Ansprachen attackiert, das alles mit dem Ziel die Arbeiter:innen unter Druck zu setzen und Bestätigung von ihnen einzuholen. Wenn Arbeiter:innen Fragen gestellt hat, beantwortet die Chefin nur die Fragen, die sie für sich positiv darstellen kann, alle anderen weicht sie aus und macht immer wieder die Arbeit des Betriebsrats schlecht und stellt vergangene positive Veränderungen als Akte der Großzügigkeit und Offenheit des Unternehmens dar. Daraufhin entgegnen die Delegierten der SOC-SAT zurecht, dass in der Vergangenheit erziehlte Erfolge Resultat eines jahrzehntelangen gewerkschaftlichen Kampfes und nicht Geschenk des Unternehmens waren. Weiterhin drohte die Unternehmensführung mit Entlassungen, falls keine Vereinbarung zu stande kommen würde und schlägt vor, dass die Arbeiter\*innen über den Vorschlag in einer Wahl abstimmen sollen und möchte so die Arbeit des Betriebsrats umgehen. Mit solchen Versammlungen versucht das Unternehmen, die Arbeiter:innen zu spalten und die Arbeit des Betriebsrats zu schwächen. Die Unternehmensführung verbreitet in diesen Versammlungen eine repressive Atmosphäre, die bei den Arbeiter:innen Angst und Ohnmacht auslöst und sie daran hindert, offen ihre Meinung über die Vorschläge des Unternehmens zu äußern.

Wir bleiben weiter mit den Betriebsrätinnen der SOC-SAT in Kontakt und diskutieren verschiedene Aspekte: Wie kann den Angriffen des Unternehmen auf den Betriebsrat entgegenet und die Arbeit des Betriebsrats gestärkt werden? Wie können die Delegierten der SOC-SAT in Treffen mit dem Unternehmen stark auftreten und die Positionen der Arbeiter:innen vertreten? Wie können sie aber auch den Kontakt zu den anderen Betriebsrät:innen und Arbeiter:innen suchen? Was für Möglichkeiten gibt es aber auch, sich den repressiven Räumen des Unternehmens zu entziehen bzw. zu widersetzen?

Wo die Gewächshäuser den Bergen weichen

Eine Stunde entfernt von Almería, wo die Umgebung grüner und steiniger wird, befindet sich eine Finca mit einigen Hektar steinigem Land und einem alten Haus im Dorf, die der Asociación de los Amigos y Amigas del SAT gehören. Es ist ein eher langfristiges gewerkschaftliches Projekt, das Haus zu renovieren und einen kollektiv nutzbaren Ort zu schaffen, wo Bildung und Treffen stattfinden und Ideen von extensiver Bewirtschaftung der Flächen umgesetzt werden können. Wir wollen das Projekt als Brigade mit einem Arbeitseinsatz unterstützen, dieses Wochenende von Freitag bis Sonntag, und können zu acht bei einem Genossen in der Nähe unterkommen. Um uns zuvor einen Überblick über mögliche Arbeitsschritte zu verschaffen und die Finca zu sehen, waren wir am Montag zu zweit mit ihm dort und haben auch schon etwas Schutt bewegt und einen alten Trog abgerissen, der wie der Rest des Hauses aus Feldsteinen und Lehm bestand. Parallel war eine Architektin da und hat gemessen, gezeichnet und beraten. Später haben wir die Ländereien besichtigt und die alten Olivenbäume; von den Jungbäumen hatten leider nur wenige überlebt, wegen Trockenheit und Kaninchen. Unser Compa ist motiviert, bienenfreundliche Blumen und Kräuter zu pflanzen und wir haben zusammen überlegt, wie er das angehen könnte.

Insgesamt hat es gut getan, aufs Land zu fahren und wir glauben auch, dass es für Arbeiter:innen und Gewerkschaftsaktive eine tolle Möglichkeit ist, aus Stadt und Plastikmeer rauszukommen und unabhängig von Agroindustrie und Leistungsdruck an einer Alternative zu basteln und verbindende Momente zu erleben.

Krieg gegen die Hütten

Ende Februar wurde De Uno, das Zuhause von über 60 Personen; von Arbeiter:innen, Familien mit Kindern, direkt bei San Isidro, geräumt. Die selbstgebauten Hütten zerstört und teilweise abgerissen. Es gibt einen Besitzer dieses Landes, der es nun für sich beansprucht. Ihnen wurde keine Alternative angeboten. Für einige Personen, die hier gelebt haben, war es nicht die erste Räumung aus ihrem Zuhause. Sie lebten vorher in Walili einem Hüttendorf in der Nähe, welches im Januar 2023 geräumt wurde. Damals wurde ihnen von der Gemeinde eine alternative Unterbringung versprochen, die es bis heute nicht gibt. Viele der Arbeiter:innen und Familien kommen nun erstmal bei befreundeten Leuten in der Region unter oder sind schon weiter gezogen um sich ein neues zu Hause zu aufzubauen, da wenige Arbeiter:innen sich ein Zimmer, eine Wohnung oder ein Haus zur Miete leisten können.
Atocheras wird ein anderes selbstgebautes Hüttendorf in der Region Níjar genannt. Neben ca. 93 anderen ähnlichen Hüttendörfern leben dort viele Arbeiter:innen, die in der Umgebung in den Gewächshäusern und Abpackhallen arbeiten. Die Arbeiter:innen müssen zu Fuß, mit dem Fahrrad, Roller oder geteilten Autos zur Arbeit und wieder zurück, auf Schnellstraßen und zwischen Plastikgewächshäusern hindurch. Nachdem im Jahr 2021 die komplette Siedlung abgebrannt ist, wurde sie nach und nach wieder von den Leuten aufgebaut. Strom und Wasser wird von der Gemeinde Níjar nicht gestellt und die Leute haben selber die Brunnen im Dorf an die Leitungen der Gemeinde angeschlossen. Vor ein paar Wochen wurde diese Leitung von der Gemeindeverwaltung zerstört, sodass die Bewohner:innen das Wasser wieder hoch tragen müssen.
Auch Atocheras steht vor einer Räumung. Auch hier bereiten die Leute sich vor und organisieren sich für die Verteidigung ihrer Räume. Auch hier probieren sie sich gegen die Kriminalisierung und Schikane von Seiten der Regierung zu wehren und diese in der Gesellschaft zu thematisieren.

Am Donnerstag den 14. März sind wir früh Morgens nach El Puche gefahren. El Puche ist ein Kiez von Almería Stadt und liegt dennoch hinter dem letzten Kreisverkehr und nach der Überquerung einer Brücke. In den letzten Jahren haben wir viele gemeinsame Aktionen mit den Leuten aus El Puche gemacht. Viele Freund:innen und Arbeiter:innen leben dort. Am Donnerstag waren wir in El Puche, weil eine Familie geräumt werden sollte. Es kamen viele Leute, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Personen aus dem Stadtteil. Es wurde ein Transpi aus den Fenstern gehangen und die Menschen positionierten sich mit Schildern vor dem Eingang des Hauses. Die Polizei kam mit einem großen Aufgebot und machte schnell klar, dass sie hart durchgreifen werden, wenn wir den Anweisungen nicht folgen. Die Straße vor dem Haus wurde abgesperrt und wir reihten uns drum herum auf. Es wurden Sprüche wie „El Puche unido jamas será vencido“ (Das geeinte El Puche wird niemals besiegt werden) und „nuestra casa!“ (unser Haus) gerufen und es kamen immer mehr Menschen. Die Stimmung wurde hitziger und angespannter, je später es wurde. Es war klar, irgendwann werden die Gerichtsvollzieher:innen kommen. Die Ohnmacht und Erfahrung von struktureller Diskriminierung verwandelte sich in Wut und Tränen, gemeinsam schrien wir „Injusto“ (Ungerechtigkeit), „Sin corazón“ (ohne Herz) und „la culpa tiene el ayuntamiento“ (Die Schuld trägt die Regierung). Es war für alle klar, die Regierung ist verantwortlich für diese Gewalt, auch wenn die Polizei sie vertritt und andere Arbeiter die Tür zerstörten, um Zugang zu verschaffen und sie danach wieder verschlossen. Als die Gerichtsvollzieher:innen wieder rauskamen, konnten sie nur durch Staatsgewalt der Polizei zu ihrem Auto gelangen. Wir schrien weiter und probierten die Autos zu blockieren. Zurück blieben wir mit Wut und Entschlossenheit, die nächste Räumung zu verhindern und die Häuser zu verteidigen.

Für uns ist klar, dass diese Räumungen die Spitze der vielfältigen Angriffe auf die Menschen und ihr Zuhause ist. Sie sind eng verknüpft mit der Ausbeutung von Arbeiter:innen in der Agroindustrie in der Region. Die gewollte Verantwortungslosigkeit der Regierung und der Unternehmenslobby ist strukturell und eindeutig. Es geht um die Vernachlässigung von Nachbar:innenschaften und die Kriminalisierung von diesen Orten und den Menschen. Wenn Gelder für Müllabfuhr, Wasser und Licht entzogen werden, werden sie gleichzeitig in Polizei, Sicherheit und Kontrolle gesteckt.

Derecho a Techo (Recht auf Wohnraum) ist ein Bündnis aus verschiedenen gesellschaftspolitischen Gruppen die sich zusammengeschlossen haben um sich gegen diese Ungerechtigkeiten zu organisieren. Die Gewerkschaft SOC-SAT Almería ist auch Teil davon. Als Bündnis thematisieren sie die Widersprüche und Zusammenhänge von Wohnraum, Spekulation und zwischen Tourismus und Agroindustrie. Neben Leerstand, hohen Mieten und und airbnbs in Almería Stadt, werden vorallem die Konditionen von Arbeiter:innen in der Umgebung in de selbstgebaute Hütten und Hüttendörfer, sogenannte Chabolas fokussiert. Derecho a Techo macht direkte Aktionen wie Demonstrationen, öffentlichen Veranstaltungen oder unterstützt Personen, die von Räumungen betroffen sind. Am 13. April wird eine große Demonstration von Campohermoso nach San Isidro organisiert, wo die Räumung und Kriminalisierung der Hüttendörfer, Chabolas angeklagt werden.

 

Diesen Beitrag teilen: