Die Brigade “Trabajadorxs invisibles” aus Andalusien kommt zu uns nach Berlin!

11. Juli 2024|Ankündigungen, Berichte, Brigaden

Es reicht! Und zwar schon lange!

Deswegen laden wir dieses Jahr zum ersten Mal Betriebsrät*innen, Arbeiter*innen und Aktivist*innen aus der spanischen Landwirtschaft aus zwei verschiedenen Regionen Andalusiens, Almería und Huelva, vom 19. bis zum 28. Juli 2024 nach Berlin und Umgebung ein. Sie arbeiten in Gewächshäusern und Abpackhallen, die hauptsächlich deutsche Supermärkte mit Gemüse beliefern. Seit Jahren sind sie gewerkschaftlich aktiv, setzen sich im Betriebsrat für die Belegschaft und bessere Arbeitsbedingungen ein und versuchen gegen die aktuellen Gegebenheiten anzukämpfen. Auch zwei ehemalige Arbeiterinnen der Beerenplantagen in Huelva kommen nach Berlin. Mittlerweile haben sie Jornaleras de Huelva en Lucha gegründet, um die Arbeitsbedingungen so nicht weiter hinzunehmen. Der Verein unterstützt Arbeiterinnen bei Arbeitsrechtsverstoßen, Misshandlungen und setzt sich mit Ihnen gemeinsam für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ein.
Wir, als Interbrigadas e.V. , arbeiten seit 2013 mit der Basisgewerkschaft SOC-SAT zusammen, indem wir regelmäßig nach Andalusien fahren und vor Ort Gewerkschaftsarbeit unterstützen.
Die SOC-SAT ist eine andalusische Gewerkschaft und in allen Regionen aktiv. Sie ist eine Basisgewerkschaft, die sich klar gegen die Agroindustrie stellt und für eine grundlegende Veränderung kämpft. Die SOC-SAT informiert die zumeist migrantisierten Arbeiter*innen auf den Feldern, in Gewächshäusern und in Abpackhallen, berät Arbeitnehmer*innen juristisch, klagt Arbeitsrechtsverstöße vor Gericht und auf politischer Ebene an, organisiert Arbeitskämpfe, Demos, Kundgebungen, große Aktionen wie Umverteilung von Supermarktware, besetzt Land und hat ihre eigene Produktion.

Wir kämpfen gemeinsam für einen gesellschaftlichen Wandel, denn die vorherrschenden Produktionsverhältnisse sind nicht hinnehmbar. Dafür kommen wir dieses Jahr in Berlin und Umgebung zusammen. Lange haben wir die Gewerkschaftskämpfe in Almería vor Ort unterstützt, nun ist es an der Zeit, dass es in die andere Richtung geht, und Arbeiter*innen nach Deutschland kommen. Also warum jetzt eine Delegationsreise? Die Möglichkeit der Vernetzung und des Aufbaus eines internationalen Netzwerkes entlang der Lieferkette ist im Rahmen einer Delegationsreise dieser Art umsetzbar. Denn nur gemeinsam, vernetzt und miteinander solidarisch können wir gegen Ausbeutungen, Diskriminierungen, Ungerechtigkeiten und bestehende Verhältnisse vorgehen. An unterschiedlichsten Orten werden Menschen ausgebeutet. Sei es bei der Erntearbeit in Spanien, in der Abpackhalle, in der Logistik oder in Deutschland im Supermarkt. Diese Ausbeutung ist durch bestehende Arbeits- und Lebensbedingungen zusammenhängend und betrifft uns alle gleichermaßen, egal ob in Almería oder in Berlin. Betroffen zu sein, bedeutet für uns zu verstehen, dass der Schmerz im Handgelenk der Ernterin dem der Kassiererin ähnelt. Sie innerhalb kürzester Zeit ein und dieselbe Tomate in der Hand halten. Beide abends körperlich komplett fertig nach Hause kommen und sich am nächsten Morgen mit den gleichen Bewegungen, Abläufen und Bedingungen rumschlagen müssen.

Gemeinsam mit den Delegierten haben wir Stellschrauben ausgearbeitet auf die wir in der Woche, in der sie hier seien werden, eingehen möchten. Wir treffen bei Verdi organisierte Arbeiter*innen derselben Lieferkette, wollen mit ihnen in den Austausch kommen, Beziehungen stärken und auf gemeinsame Ziele und Forderungen hinarbeiten. Dem anschließend sollen auch Gespräche mit Supermärkten stattfinden. Außerdem werden wir uns mit dem Lieferkettengesetz als mögliches politisches Instrument auseinandersetzen. Auch der Umgang mit verschiedenen Formen politischer Organisierung soll im Fokus stehen. Wir wollen außerdem aus Berlin rausfahren und dort sowohl Aktivist*innen aus der Landwirtschaft als auch Unternehmen besuchen, die von Demeter zertifiziert sind, wie auch die Produkte der Arbeiter*innen aus Andalusien.
Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit mit den Delegierten aus Andalusien, aber auch auf all die Menschen, mit denen wir in der Woche in den Austausch kommen werden. Seien es Arbeiter*innen, organisierte Menschen in politischen Gruppen, Interessierte, Bäuer*innen, Aktivist*innen etc. Denn gemeinsam können wir die genannten internationalen Verbindungen stärken und ein gemeinsames Verständnis schaffen.

!Basta de explotación! Schluss mit der Ausbeutung!

Und genau aus diesem Grund heißt auch die stattfindende Brigade trabajadores, trabajadoras, Trabajadorxs invisibles!, Die unsichtbaren Arbeiter, Arbeiterinnen, Arbeiter:innen, denn es ist Arbeit, die weder gesehen noch wertgeschätzt wird und dennoch die Basis des Lebens aller Menschen ist!

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