Die Brigade Gerda Taro – Die ersten Tage in Granada
Nachdem wir im Jahr 2013 auf unserer ersten Brigade nach Andalusien spannende Kontakte knüpften und interessante Projekte kennenlernten, starten wir nun unsere nächste gemeinsame Reise, um eine längerfristige Austauscharbeit in der Region anzustoßen.
Am 05.08. landete unser Flieger in Malaga, wo wir Mietautos ausliehen, Farben einpackten und im Anschluss unserer ersten Brigadestation nach Granada fuhren. Dort erwarteten uns die Genossen der SAT (Sindicato Andaluz de Trabajadores) in ihrem Büro. Nach einer sehr herzlichen Begrüßung stellten wir uns gegenseitig kurz unsere Arbeit vor. Die SAT ist eine kämpferische Regionalgewerkschaft, die sich ursprünglich unter dem Namen SOC (Sindicato de Obreros del Campo) hauptsächlich für die Rechte von Landarbeiter_innen einsetzte. Nach dem Zusammenschluss mit anderen kleinen Gewerkschaften zur SAT im Jahr 2007 und im Zuge der spanischen Wirtschafts- und Staatskrise erweiterte die Organisation ihr Engagement auf die Städte Andalusiens.
Im Fokus stehen dabei prekäre Arbeitsbereiche wie z.B. das Hotel- und Gastronomie- wesen, die von den traditionellen großen Gewerkschaften vernachlässigt werden. Nach einer ersten Kennenlernrunde organisierten wir einen gemeinschaftlichen Kochabend bei den Genossen von der SAT. Am folgenden Tag führten uns die Genossen durch das Stadtzentrum Granadas, das reich an arabischen kulturellen Einflüssen ist. Am Abend hielten wir dann einen ausführlichen Vortrag über unsere bisherige Arbeit in Lateinamerika und diskutierten mit den anwesenden Gewerkschaftern über die Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit.
Am nächsten Tag besuchten wir die Gedenkstätte “Barranco de Viznar” in Alfacar. Hier wurden 1936 zu Beginn des Putsches von General Franco gegen die zweite Republik 3000 Anhänger und Sympatisanten der Republik ermordet und in Massengräbern verscharrt – unter ihnen der weltweit bekannte Poet Francisco Garcia Lorca. Seit 1996 ist der Ort eine offizielle Gedenkstätte. Die Aufarbeitung der Verbrechen Francos ist bis heute wenig fortgeschritten und stark umkämpft. Das Gedenken an die Zeit des spanischen Bürgerkriegs ist bis heute ein wichtiger Referenzpunkt für die spanische Linke. Wir sind nun in Almeria unserem zweiten und längsten Aufenthaltsort angekommen. Hier im Zentrum der Gemüseproduktion Spaniens werden wir uns intensiv mit den Lebens- und Arbeitsbedinungen der Landarbeiter_innen auseinandersetzen.
Unsere Brigade trägt den Namen von Gerda Taro (gebürtige Pohorylle), deren Portraits des spanischen Krieges zwischen Frankisten und Republikanern Ende der 1930er Jahre weltberühmt wurden.
Wir möchten hier eine kurze Biographie von dieser eindrucksvollen Frau darlegen. Geboren im polnisch-jüdischen Elternhaus in Stuttgart, war Gerda erstmalig während ihrer Schulzeit in Leipzig durch ihre dortigen neuen Freunde politisch engagiert. Auch wenn sie nicht wie ihre Freunde in eine Partei eintrat, beteiligte sie sich im
zugespitzten politischen Klima nach Hitlers Machtergreifung an Flugblattaktionen gegen die Nationalsozialisten. Sie wurde vorübergehend in Schutzhaft genommen, doch glücklicherweise wieder freigelassen. Gerda ging bald darauf im Herbst 1933 ins Exil nach Paris, wo sie den ungarischen Fotografen André Friedmann (Robert Capa) kennenlernte, mit dem sie später nach Spanien gehen würde und entschloss sich, Fotografin zu werden. Schon bald nach dem Militärputsch 1936 ging sie mit Capa nach Madrid und erlangte durch ihre mutigen Fotografien vom Kriegsgeschehen an vorderster Front sowie von republikanischen Frauen bald internationale Bekanntheit. Ihren frühen und tragischen Tod fand sie noch während des Krieges an der Front während der panischen Flucht vor Bombardements der deutschen Legion Kondor am 25. Juli 1937. Sie rutschte vom Trittbrett eines Krankentransporters und wurde von einem Panzer überrollt.
Gerda Taro hat mit ihrem wagemutigen Einsatz für die Spanische Republik klar Position ergriffen gegen die faschistischen Kräfte des Putschgenerals Francos, der durch Legionen Hitlers und Mussolinis unterstützt wurde. Sie steht symbolisch für die Aufrichtigkeit und Konsequenz der vielen internationalen Freiwilligen, die sich auf die Seite der demokratischen Kräfte in Spanien stellten, was viele von ihnen mit ihrem Leben bezahlten.