Brigadeaufruf zu Brigaden nach Andalusien

14. Dezember 2024|Ankündigungen, Brigaden

Wir organisieren internationale Brigade zur Basisgewerkschaft SOC-SAT nach Almería in Andalusien und haben Lust dich mit zu nehmen! Du auch?

Bis 2026 sind schon internationale Brigaden geplant und wir freuen uns mit dir gemeinsam die Kämpfe, dort – hier, entlang der Lieferkette zu stärken!

Seit 2016 unterstützen wir die Arbeit der kämpferischen Basisgewerkschaft SOC-SAT in Almería mit unseren internationalen Brigaden, aber auch durch unsere Netzwerkarbeit hier in Berlin und Leipzig. Unser Themenschwerpunkt liegt auf den Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen, die der industrialisierten Landwirtschaft in Almería dem sogenannten Plastikmeer arbeiten.
Die Gewerkschaft SOC-SAT setzt sich nämlich für die Rechte von Tagelöhner*innen in der Landwirtschaft, für die Vergesellschaftung von Großgrundbesitz und für solidarische Formen des Wirtschaftens ein.

Wie kann ich mir das Plastikmeer von Almería vorstellen?
– Gegen Ausbeutung im Gewächshaus!
In der Provinz Almería, im äußersten Südosten Spaniens, wird in der größten Gewächshaus-Siedlung Europas in intensiver Landwirtschaft Gemüse produziert. Die Arbeits- und Lebensumstände der meist migrantisierten Arbeiter*innen im sogenannten Plastikmeer von Almería sind schockierend. Schätzungsweise 70.000 von ihnen schuften in den Gewächshäusern und Abpackhallen und erzeugen (Bio-)Obst und (Bio-)Gemüse, das nach West- und Mitteleuropa exportiert wird – auch zu unseren Discountern und Bioläden. Deutschland ist der größte Abnehmer dieses Gemüses!!

Die Arbeiter*innen vor Ort sind dabei systematischen Arbeitsrechts-verletzungen, Diskriminierungen und der Willkür der Plantagenbesitzer*innen ausgesetzt. Ausgerechnet versteckt hinter den Zertifikaten der Bio-Branche und des konventionellen Handels (Naturland, Demeter, Global G.A.P mit Sozialstandards etc.) werden Arbeiter*innen um ihren Mindestlohn betrogen, ohne Schutzkleidung zum Ausbringen von Pflanzenschutz gezwungen und gewerkschaftlich Organisierte auf die Straße gesetzt. Dagegen stellt sich die kämpferische Basisgewerkschaft SOC-SAT, die die Arbeiter*innen zusammenbringt und beim Kampf für ihre Rechte unterstützt. Wir sehen uns als Teil dieses Kampfes und wollen internationalistisch agieren!

Hier könnt ihr euch weiter über das Thema informieren:
– Auf unserer Seite in unseren Brigadeberichten oder unserer Broschüre: www.interbrigadas.org
– Dokumentarfilm “Bittere Früchte”
– Artikel: https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2023/02/lieferkettengesetz-tomaten-berlin–brandenburg-produktion-menschenunwuerdig-bedingungen-rechte.html

Aber wie sieht denn so eine Brigade überhaupt aus?
Wir suchen nach politisch aufgeweckten Menschen, die Interesse haben über einen bestimten Zeitraum hinweg, sich gemeinsam in alltäglichen Strukturen zu organisieren, gewerkschaftliche Basisarbeit zu unterstützen und von Widerstand der Arbeiter:innen gegen Großkonzerne zu lernen.

Für eine Brigade gehört eine gute Vorbereitung und Nachbereitung dazu, weshalb wir uns in einem regelmäßigen Abstand um die Brigaden herum treffen und jeweils ein Wochenende zusammen verbringen. Unsere Brigaden bestehen meist aus 8 bis 10 Menschen und finden zweimal im Jahr statt. Spanischkenntnisse sind auf jeden Fall von Vorteil, aber auch wenn ihr keine Kenntnisse habt, werden wir eine Lösung für die Über_setzung finden. Auch Arabisch-, Russisch-, und Französischkenntnisse können helfen.

Die An-und Abreise wird von den Brigadist:innen selbst gezahlt und für die Verpflegung kommen alle gemeinsam auf. Falls du die Kosten für die An-, Abreise und/oder Verpflegung nicht aufbringen kannst, finden wir gemeinsam eine solidarische Lösung. Wir wernden in Räumen der Gewerkschaft(er:innen) unterkommen. Interbrigadas übernimmt die Kosten des Transports vor Ort.

Bei jeder internationalen Brigade setzten wir einen Fokus und Ziele, die wir in der Zeit umsetzten. Hier findet Ihr den Überblick unserer geplanten internationalen Brigaden:

Internationale Brigade Anfang März – Mitte April 2025

Wenn du Lust und Zeit hast in diesem Zeitraum teil einer Brigade zu sein und die gewerkschaftlichen Strukturen und Kämpfe vor Ort der Gewerkschaft kennenlernen willst, ist das genau der richtige Moment. Wir werden direkte gewerkschaftliche Aktionen machen, Betriebsräte für kommende Wahlen im Betrieb unterstützen, die Agrarunternehmensstrukturen und deren Ausbeutungsmechanismen verstehen lernen. Wir werden beim Aufbau von Gebäuden auf einer Finca der SOC-SAT helfen und vielleicht ein zwei neue Wandbilder malen : ) Uns ist wichtig, dass wir selbst auch unsere Skills und Möglichkeiten einbringen und mögliche Recherchen in Bildungsmaterial und oder Kampagnenaktionen verarbeiten.

Internationale Brigade im Herbst 2025

Wenn du selber gewerkschaftlich aktiv bist oder organizing Erfahrung hast, könnte das deine internationale Brigade werden. Der Fokus dieser internationalen Brigade wird die gewerkschaftliche Bildung und Organisierung sein. Wir wollen von verschiedenen Arbeitskämpfen lernen und verschiedene Gewerkschaftserfahrungen zusammen bringen. Ziel ist es mögliche Bildungsformate in Almería mit der Gewerkschaft zusammen zu kreiieren und gemeinsame Strategie für Arbeitskämpfe über Grenzen hinweg zu entwickeln. Wir wollen gerne in intensiven Bildungstagen mit Workshops, Diskussionsrunden, Veranstaltunge, direkten Aktionen und gemeinsamen Abendessen diese Zeit gestalten.

Internationale Delegation nach Berlin & Umgebung Ende Januar/Anfang Februar 2026

Hast du Lust eine internationale Delegation mit zu begleiten und zu organisieren? Wir wollen gerne mit Arbeiter:innen aus Andalusien in Berlin und Umgebung zusammen kommen. Ziel ist es gemeinsam hier für mehr Sichtbarkeit des gewerkschaflichen Widerstandes und würdige Lebebenmittelproduktion einzustehen. Dabei wollen wir bei gemeinsamen Aktionen Anfang des Jahres dabei sein – Arbeitskämpfe hier vor Ort, die „Wir haben es Satt Demo“ oder auch andere direkte Aktionen : ) Wir wollen mit anderen Organisationen und Akteur:innen zusammen kommen und Strategien des Gemeinsamen weiterführen.

Internationale Brigade im Frühjahr 2026

Hier wollen wir gerne die Erfahrungen und Erlebnisse der internationalen Delegation im Januar/Februar 2026 in Almería auswerten und verbreiten. Ziel ist es möglichst vielen Arbeiter:innen und Aktivist:innen in Almería und Pulpí zu erreichen und die Arbeitskämpfe vor Ort zu stärken. Dabei wollen wir die Strukturen der Arbeiter:innen nutzen und Aktionen, Veranstaltungen und Abendessen organisieren. Auch wollen wir unterschiedliche Formate entwickeln, die den Zugang zu Informationen, Erfahrungen und Möglichkeiten des gewerkschaftlich organisierten Kampfes ermöglicht.

Wie kann ich mir die politische Situation dort genauer vorstellen ?
Um systematisch eine Verbesserung der Arbeitssituation in der Region Almeria zu erreichen, ist es wichtig eine politische Organisierung und ein öffentliches Sprachrohr der Arbeiter*innen zu etablieren. Die meisten Migrant*innen, die im Plastikmeer arbeiten, kommen aus Marokko, dem subsaharischen Raum, Osteuropa und Lateinamerika. Für viele ist politisches Engagement Neuland. Viele Migrant*innen sprechen kaum Spanisch, kennen ihre Rechte nicht und haben Angst vor Repressalien von Seiten der Unternehmer*innen. Die Arbeitskämpfe bedeuten einerseits schwierige Auseinandersetzungen mit ungewissem Ausgang, die viel Einsatz und Fingerspitzengefühl erfordern. Andererseits sind sie Möglichkeiten der gegenseitigen Ermächtigung und aktiv gelebte internationale Solidarität!

Und was hat das mit mir zu tun? -Transnationale Arbeitskämpfe
Im Supermarkt liest man auf den Etiketten von Paprika, Zucchini und Tomaten oft den Herstellungsort Almería. Die Ausbeutung im Gewächshaus ist also direkt mit unserem Einkaufswagen verknüpft. Daher haben wir uns die Transnationalisierung der Arbeitskämpfe zur Aufgabe gemacht und üben Druck entlang der Lieferkette aus. Denn während sich viele Unternehmer*innen selbst von Demos, Streiks und Gerichtsverfahren nicht beeindrucken lassen, sind sie doch abhängig von ihren Großabnehmer*innen: Das sind vor allem nordeuropäische bzw. deutsche Supermarktketten, die zwar über eine große Marktmacht verfügen, aber auch großen Wert auf ein “nachhaltiges” und “sozial verträgliches” Image legen.

Mh- könnt ihr es mir nochmal erklären?
Ja klar! Melde dich gerne bei uns und wir freuen uns wenn wir dir persönlich mehr von unsere Arbeit erzählen können und dich mit uns organisierst!

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