Abschluss der Brigade Alina Sánchez
Bau des Veranstaltungsortes
Nach der Verabschiedung der kubanischen Gruppe Nuestra America besuchte uns zunächst eine Genossin von der feministischen Gruppe “las Cimarronas”, mit der wir uns über die aktuellen feministischen und sozialistischen Kämpfe in Kuba ausgetauscht haben. Sie unterstützte uns dann sogleich bei unseren regelmäßigen Arbeiten: Ein Teil der Brigade hat auf dem Gelände von Ventana al Valle begonnen, den Bau der Tanz- und Veranstaltungsflächen vorzubereiten. Was sich wie ein leichter Arbeitsschritt anhört, ist auf Kuba körperlich anstrengend und organisatorisch aufwändig. Zunächst mussten wir die Lieferung von ca. 10 m3 Sand und mehreren m3 Schotter und Kies organisieren. Die angelieferten Sandberge mussten gesiebt und alles vom Tor des Grundstücks via Schubkarren zum anderen Ende transportiert werden. Bevor es ans Mischen mit Zement und Wasser ging, musste zunächst die Fläche von Steinen befreit sowie ein Baumstumpf entfernt werden, um die zukünftige Tanzfläche gießen zu können. Für die Brigadeunterkunft haben wir eine 2 Meter tiefe Sickergrube im Garten gegraben und den Aushub verwendet, um die Oberfläche der Tanzböden anzugleichen. Diese wurde dann bewässert und mittels eines Handstampfers verdichtet.
Fortsetztung der politischen Tour
Neben den intensiven Bauarbeiten standen letzte Woche vier Besuche mit dem Völkerfreundschaftsinsitut ICAP auf unserem Wochenplan. Zunächst ging es zu Amor y Esperanza, einem sozialen Zentrum in der Provinzhauptstadt, in dem Menschen mit Trisomie 21 leben und arbeiten. Viele von ihnen widmen sich dem künstlerischen Ausdruck, fertigen Siebdrucke an, spielen Theater oder tanzen. Seit der Pandemie war das Zentrum nicht für Besucher:innen geöffnet, sodass die Freude über unsere Präsenz besonders groß war.
Des Weiteren besuchten wir die die Vereinigung der Wirtschaftswissenschaftler*innen ANEC (asociacion nacional de economistas y contadores de Cuba) und bekamen einen sehr interessanten Input von einem Wirtschaftsökonomen, der uns über die Reformen der letzten Jahren berichtete. Wir haben einen Einblick über das Wahlsystem in Kuba bekommen, sowie ein Grundverständnis über die Wirtschaft in der Provinz Pinar del Rio. Besonders spannend ist für uns der Umgang des Staates mit den neu entstehenden Gruppen von privaten Kleinunternehmer:innen, die zur Steigerung der Produktivität zugelassen wurden. Ein progressiver Steuersatz sowie eine Regulierung bzgl. der maximalen Anzahl an Angestellten (100) wie auch des Immobilienbesitzes (max. 2 Grundstücke pro Person) sollen dem Entstehen einer ursprünglichen Akkumulation, wie sie in einem kapitalistischen System Grundbedingung wären, Einhalt gebieten.
Am nächsten Tag besuchten wir die private Finca El Olivo in Viñales und bekamen eine Führung durch das Unternehmen. Hier wird im kleinen Stil Ziegenkäse hergestellt. Das Unternehmen legt großen Wert darauf, einen in sich geschlossenen Kreislauf zu schaffen: Das Futter der Tiere wird selbst angebaut (u.a. Maulbeerbäume als proteinreiche Nahrung), die Fäkalien der Tiere werden für die Biogasproduktion und Düngung verwendet (u.a. zum Anbau von Kräutern für die Käseherstellung) und ein Teil des Profits des Unternehmens geht an soziale Einrichtungen wie z.B. Schulen.
Auch Ökologie stand diese Woche auf unserem Programm. Beim Besuch des Botanischen Gartens in Pinar del Rio konnten wir nicht nur die Artenvielfalt Kubas bestaunen, sondern auch etwas über ihre Geschichte lernen. Pflanzen wie die kubanische Pinie, die während der Kolonialherrschaft zugeordnet wurden, tragen noch heute teils Pflanzenfamiliennamen, die in die Irre führen. Nach einem Vortrag zum Garten und über die internationalistische Unterstützung durch die Freundschaftsgesellschaft Berlin-Kuba, haben uns die Mitarbeiter*innen Samen und vorgezogene Fruchtbäume mitgegeben, damit wir diese im Tal von Viñales einpflanzen können.
Die letzte Station der politischen Tour mit dem ICAP war der Besuch des staatlichen Viehzucht und Milchproduktionsunternehmens “Camilo Cienfuegos” in Pinar del Rio. Dieser Betrieb wird durch die Solidaritätsorganisation Cuba Sí und dessen kubanischen Partner ACPA (Asociación Cubana de Produción Animal) unterstützt. Auf dem riesigen Gelände, auf denen die Kühe sehr viel Auslauf haben, befinden sich verschiedenste Basisbetriebe, die wir nacheinander besucht haben. Neben dem Direktorium, verschiedener dezentraler Melkanlagen, dem Arbeiterspeisesaal mit eigenem Gemüsegarten und dem Fleischverarbeitungsbetrieb, haben wir auch einen großen betriebseigenen Kindergarten gesehen, in den alle Mitarbeiter*innen ihre Kinder geben können. Die Wasserversorgung der Betriebe wird nach und nach auf Solarpumpen umgerüstet. Verschiedenste Futtermittel, die das industrielle Kraftfutter ersetzten sollen, welches durch die verschärfte Blockade nur sehr teuer importiert werden kann, werden angebaut (u.a. Moringabäume).
Abschluss und Ausblick
Parallel zu den genannten Tätigkeiten, hat sich ein anderer Teil der Brigade der Bepflanzung und Bewässerung auf dem agroökologischen Grundstück gewidmet. Die Bohnen sind bereits ausgetrieben und die Maracuja klettert in Windeseile ihr neues Gerüst hinauf. Der Teil des Grundstücks, welcher noch größtenteils wild bewachsen ist, wird weiter vorsichtig zurückgeschnitten, um weitere Fruchtbäume hinein zu setzten. Zusätzliche Rankhilfen wurden angebracht und neue Kaffeesträucher unter bereits bestehende Bäume gepflanzt. Die gespendeten Pflanzen vom Botanischen Garten (Caimito und Jaboticaba) und vom Milchbetrieb (verschiedene Kokuspalmen) wurden eingepflanzt und regelmäßig gewässert, damit sie in der jetzigen Trockenzeit gut anwachsen. Wir haben jetzt neu dazu 36 Fruchtbäume gepflanzt, womit nun über 70 Bäume auf dem agroökologischen Grundstück gedeihen, wobei es sich um 22 verschiedene Sorten handelt.
Abschließend lässt sich sagen, dass der physische Bau des Projektes in Viñales allmählich Gestalt annimmt und wir zuversichtlich sind, dass das Projekt in naher Zukunft wieder einen verbesserten Raum für Veranstaltungen und Workshops bieten kann. Die Bühne und die Tanzfläche sind nun fertig und die ersten Workshops finden bereits dort statt. In der Brigadeunterkunft wurde der Strom verlegt und die Türrahmen eingesetzt. Es fehlen nun noch die Fensterrahmen, die von einem lokalen Zimmermann angefertigt werden, um die letzten Wände zu verputzten und den Innenboden zu gießen. Die Genoss*innen vor Ort werden diese Tätigkeiten bis zum Sommer vornehmen, sodass wir mit der kommenden Brigade bereits dort unterkommen können. Die kommende Brigade wird dann u.a. das Café zur Autofinanzierung des Projektes aufbauen.
Wir schauen voller Hoffnung und Freude auf die kommende Zusammenarbeit zwischen kubanischen und internationalistischen Gruppen und dem Projekt Ventana al Valle!
Wir schließen heute unsere Brigade mit einem kleinen internen Fest ab. Das ist der letzte Post unserer Brigade Alina Sánchez, liebe Compañerit@s.