Interbrigadas Spendenaufruf 2017
Liebe Mitglieder und Freund*innen von Interbrigadas,
das Jahr 2016 neigt sich dem Ende zu und wir möchten den Anlass nutzen, das vergangene Jahr voller Aktivitäten noch einmal Revue passieren zu lassen. Gleichzeitig möchten wir euch mit warmen Worten zum Spenden aufrufen, damit unsere schönen Ideen für 2017 mit eurer Unterstützung die gewünschte Gestalt annehmen können.
Nach unserer Internationalismus-Konferenz im vergangenen Jahr fiel zunächst eine große Last von unseren Schultern und wir brauchten ein paar Monate, um uns von den Anstrengungen dieses riesigen Kraftaktes zu erholen. Diese Konferenz war in aller Hinsicht ein Sprung in eine höhere Liga und eine Aufgabe von einer Größe, wie wir sie noch nicht gekannt hatten. Neben der großen Hingabe der Koordinatoren Stefan und Felix, bei denen die Fäden zusammenliefen, war unser Vereins-Büro eine tragende Säule bei der Organisation – ein Ort, der von Vorbereitungstreffen bis hin zu Übernachtungen eingeladener Gäste eine hervorragende Funktion erfüllte. Lange haben wir intern diskutiert, was der Nutzen eines solchen Raumes ist, der ja schließlich jeden Monat Miete kostet und unser Konto merklich belastet. Nach dieser Erfahrung wissen wir dies umso mehr zu schätzen und möchten an dieser Stelle allen Büro-Paten danken, die das durch ihre monatlichen Spenden auch in Zukunft möglich machen. Auch andere befreundete Gruppen, wie der Sportverein „Roter Stern“ und das Weddinger Aktionsbündnis „Hände weg vom Wedding“ nutzen hier inzwischen regelmäßig die Möglichkeiten, Versammlungen abzuhalten.
Im Frühjahr entschlossen wir uns, der Einladung unserer Freund*innen der Landarbeiter*innengewerkschaft SOC-SAT aus Andalusien zu folgen, die sie auf der Internationalismus-Konferenz im vorigen Jahr ausgesprochen hatten. Unsere Ambitionen nach Venezuela zu fahren waren weiterhin sehr gering, da wir trotz langer Suche in den letzten Jahren keine nachhaltigen Kooperationspartner ausfindig machen konnten – ganz zu schweigen von der politisch und wirtschaftlich schwierigen Situation. Nach intensiver inhaltlicher und organisatorischer Vorbereitung fuhren wir im Rahmen der Brigade „Gerda Taro“ zum zweiten Mal nach Andalusien, um Perspektiven für eine Kooperation mit der SOC-SAT auszuloten. Nach zehn Jahren Höhen und Tiefen mit unserer internationalistischer Arbeit gingen wir mit der nötigen Zurückhaltung an das Projekt heran. Wir lernten zwei Wochen lang die Region sowie die verschiedenen Partner*innen kennen und diskutierten intensiv alle Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte und Projekte. Erst mit dem nötigem Abstand entschieden wir uns dann Mitte November auf einem Diskussionswochenende endgültig, dass es nächstes Jahr eine Brigade geben soll. Wir planen neben einem längeren Aufenthalt in Almería mit (Workshop-Phase) nochmals etwas länger in Marinaleda Station zu machen, um dort unsere Kontakte auszubauen. Auf unseren Aufruf zur Teilnahme haben wir schnell Resonanz erhalten und beginnen bereits mit der Vorbereitung auf einem wöchentlichen Treffen.
Unser Fokus verschiebt sich mit dieser Entscheidung von auf Lateinamerika stärker auf Spanien. Gleichzeitig können und wollen wir unsere enge Verbindung nach Lateinamerika nicht einfach so kappen, denn unsere eigene Vereinsgeschichte ist mit der Region untrennbar verknüpft. Auf Lange Sicht kann sich aus diesem augenscheinlichen Widerspruch jedoch durchaus ein stimmiges Gesamtkonzept ergeben. So bestehen bereits Verbindungen zwischen der SOC-SAT und Organisationen in Lateinamerika und anderswo, die ebenso in der internationalen Plattform ViaCampesina organisiert sind. Die Idee eines Brigade-Netzwerkes, wie wir sie auf der Internationalismus-Konferenz vorschlugen, lässt sich auf dieser Grundlage auch mit Leben füllen.
Ein weiterer Anknüpfungspunkt in genau diese Richtung ist der Besuch mehrerer unserer Mitglieder auf Kuba im vergangenen Jahr und die geplante kleine Brigade im Frühjahr. Wir möchten unsere Geschwisterorganisation CubaSi auf lange Sicht bei der Vorbereitung und Durchführung von Brigaden auf Kuba unterstützen und wir sammelten bereits erste Erfahrungen mit den Gegebenheiten und Möglichkeiten auf Kuba. Jetzt wo alle Welt noch einmal nach Kuba reisen will „bevor der Sozialismus zusammenbricht“ bitten die Kubaner vor allem Unterstützung bei der politischen Arbeit. Die alte Garde, welche die Revolution noch miterlebte, steht dabei einer ideologisch weniger standfesten Jugend gegenüber, die unter der Blockade groß geworden ist und vermehrt nach westlichen Konsumfreiheiten strebt. Der Druck von außen auf Kuba ist nach wie vor stark und es wird auch im Zuge der aktuellen Berichterstattung um den Tod von Fidel Castro versucht, die Errungenschaften der Kubanischen Revolution unter den Tisch zu kehren. Durch unsere Erfahrung mit ausufernder Gewalt, mangelnder Staatlichkeit und Korruption auf dem kapitalistischen Festland Lateinamerikas ergeben sich eine Menge interessanter Anknüpfungspunkte für die Diskussion mit der jungen Generation auf Kuba.
Und als ob dies nicht schon genügend Aktivitäten wären für unsere kleine Vereinsgemeinschaft, steht nächstes Jahr noch ein ganz besonderes Ereignis bevor: unser zehnjähriges Vereinsjubiläum! Wir planen natürlich eine große Feier für uns und alle unsere Unterstützer*innen. Darüber hinaus soll eine kleine Vereinschronik unseren erlebnisreichen Weg und all unsere Aktivitäten mit der nötigen Selbstkritik dokumentieren. Das ist eine Menge Arbeit, doch freuen wir uns auf diese Aufgabe. Eine Chronik dient schließlich nicht einfach nur der Selbstdarstellung, sondern macht unsere Arbeit mit ihren Facetten auch für neue Interessent*innen verständlich und es wird dadurch leichter, Anknüpfungspunkte zu finden.
Wir blicken daher mit Zuversicht auf dieses, wie auf alle anderen bevorstehenden Projekte und freuen uns auf ein Jahr voller Tatendrang. Nach zehn Jahren ist dies alles andere als selbstverständlich und der allgemeine politische Trend jenseits des Atlantiks wie auch hierzulande schlägt zusätzlich aufs Gemüt. Doch die Triebkraft für all unsere Aktivitäten entspringt weiterhin aus der festen Überzeugung, dass wir es uns im 21. Jahrhundert nicht in globalen Verhältnissen gemütlich machen können, in denen Krieg, Hunger, Flucht, Ausgrenzung und wachsende soziale Ungleichheit für den Großteil der Menschheit bittere Realität ist – Verhältnisse „in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ Unsere politischen Erfahrungen auf kleiner und größerer Ebene haben gezeigt, dass eine andere Welt möglich ist und wir werden nicht müde, diese Beispiele von Hoffnung in die Welt hinauszuschreien.
Wir wünschen euch einen guten Start ins neue Jahr und hoffen, dass ihr unsere Projekte mit einer kleinen Spende unterstützen werdet. Unsere Kontodaten findet ihr hier.
La Lucha Sigue!
Euer Interbrigadas-Team