Aufruf zur Brigade nach Andalusien Okt/Nov 2021
3 Brigadist*innen für Oktober/November 2021 gesucht!
Nun können wir endlich wieder auf internationale Brigade nach Almería in Andalusien fahren! Wir, können es kaum erwarten und haben noch Platz für 3 Teilnehmer*innen, um gemeinsam Ende Oktober über drei bis vier Wochen hinweg die Arbeit unserer Genoss*innen der
kämpferischen Basisgewerkschaft SOC-SAT in Almería zu unterstützen.
Hier der Link zum Brigadeaufruf_2021 als schön formatierte pdf-Datei
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Sie setzt sich für die Rechte von Tagelöhner*innen in der Landwirtschaft, für die Vergesellschaftung von Großgrundbesitz und für solidarische Formen des Wirtschaftens ein. Die Brigaden finden jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst statt. Wir suchen nach politisch aufgeweckten Menschen, die Interesse haben über mehrere Wochen hinweg an unserer kommenden Herbstbrigade teilzunehmen. Die Brigade besteht meist aus 8 bis 10 Menschen. Ihr solltet Spanischkenntnisse mitbringen und gut im Team arbeiten können. Arabisch-, Russisch-, und Französischkenntnisse sind auch von großem Vorteil. Die Flüge werden von den Teilnehmenden selbst gezahlt und für die Verpflegung kommen alle gemeinsam auf. Falls du die Kosten für die Anreise und/oder Verpflegung nicht aufbringen kannst, finden wir eine solidarische Lösung.
Wir kommen über die gesamte Zeit im Gewerkschaftsbüro der SOC-SAT in Almería unter; Interbrigadas übernimmt die Kosten des Transports vor Ort. Neben der nachhaltigen Unterstützung der Gewerkschaftsarbeit der SOC-SAT ist es unser Ziel neue Aktivist*innen zu finden, die dauerhaft mit uns zusammen arbeiten wollen. Im Vorfeld der Brigade setzen wir die Teilnahme an regelmäßigen Vorbereitungstreffen voraus. Auch Menschen, die nicht aus Berlin kommen, können an unseren Brigaden teilnehmen.
Bei Interesse oder Fragen kontaktiert uns!
Das Plastikmeer von Almería: Gegen Ausbeutung im Gewächshaus!
In der Provinz Almería, im äußersten Südosten Spaniens, wird in der größten Gewächshaus-Siedlung Europas in intensiver Landwirtschaft Gemüse produziert. Die Arbeits- und Lebensumstände der meist immigrierten Arbeiter*innen im sogenannten Plastikmeer von Almería sind schockierend. Schätzungsweise 70.000 von ihnen schuften in den Gewächshäusern und Abpackhallen und erzeugen (Bio-)Obst und (Bio-)Gemüse, das nach West- und Mitteleuropa exportiert wird – auch zu unseren Discountern und Bioläden. Die Arbeiter*innen vor Ort sind dabei systematischen Arbeitsrechts-verletzungen, Diskriminierungen und der Willkür der Plantagenbesitzer*innen ausgesetzt. Ausgerechnet versteckt hinter den Zertifikaten der Bio-Branche und des konventionellen Handels (Naturland, Demeter, Global G.A.P mit Sozialstandards etc.) werden Arbeiter*innen um ihren Mindestlohn betrogen, ohne Schutzkleidung zum Ausbringen von Pflanzenschutz gezwungen und gewerkschaftlich Organisierte auf die Straße gesetzt. Dagegen stellt sich die kämpferische Basisgewerkschaft SOC-SAT, die die Arbeiter*innen zusammenbringt und beim Kampf für ihre Rechte unterstützt.
Was tun wir vor Ort?
Um systematisch eine Verbesserung der Arbeitssituation in der Region Almeria zu erreichen, ist es wichtig eine politische Organisierung und ein öffentliches Sprachrohr der Arbeiter*innen zu etablieren. Während unseres mehrwöchigen Aufenthalts unterstützen wir die Gewerkschaft bei ihren tagtäglichen Aufgaben: Wir verteilen Infomaterialien vor den Gewächshausbetrieben, in denen Arbeitsrechtsverletzungen bekannt sind, um die Arbeiter*innen zu unterstützen, gegen diese Missstände vorzugehen. Wir helfen bei der Organisation von Kundgebungen, Demonstrationen und Streiks und versuchen soziale Bindungen zu den Beschäftigten aufzubauen. Unser Ziel dabei ist es, die Arbeitskämpfe aktiv zu unterstützen und die Arbeiter*innen längerfristig an die Gewerkschaft zu binden. Die meisten Migrant*innen, die im Plastikmeer arbeiten, kommen aus Marokko, dem subsaharischen Raum, Osteuropa und Lateinamerika. Für viele ist politisches Engagement Neuland. Viele Migrant*innen sprechen kaum Spanisch, kennen ihre Rechte nicht und haben Angst vor Repressalien von Seiten der Unternehmer*innen. Die Arbeitskämpfe bedeuten einerseits schwierige Auseinandersetzungen mit ungewissem Ausgang, die viel Einsatz und Fingerspitzengefühl erfordern. Andererseits sind sie Möglichkeiten der gegenseitigen Ermächtigung und aktiv gelebte internationale Solidarität!
Dieses Jahr konzentrieren wir uns auf Bio-Betriebe, die wir schon seit Längerem verfolgen. Nach jahrelangen Missständen ist die Lage vor Kurzem eskaliert. In Folge steigenden Drucks der Arbeiter*innen, die sich gegen Lohndumping und unrechtmäßige Befristungen wehren, wurden mehrere Gewerkschaftsaktive entlassen. Bei “BioSabor” und “Haciendas Bio” entließen die Chefs sogar die gesamte Belegschaft! Dieser Konfrontationskurs der nach außen so sauberen Bio-Unternehmen bleibt weder vor Gericht noch auf der Straße folgenlos. In einem weiteren Bio-Betrieb, “Campojoyma”, gelang es der SAT indes, Betriebsratswahlen und mehrere Mandate zu erstreiten. Wir sind im Austausch mit den Supermärkten und Labels, die wie üblich mindestens ein Auge vor den Zuständen im Gewächshaus verschließen – aber auch mit Genoss*innen in anderen europäischen Ländern, mit denen wir kooperieren. Unter anderem werden wir im Herbst Filmaufnahmen vor Ort machen, um die Arbeitskämpfe zu dokumentieren und um sie etwa in Form von Testimonials für unsere Kampagnenarbeit entlang der Lieferkette zu verwenden. Außerdem ist ein umfangreicheres Reportage-Projekt geplant. Wir unternehmen aber auch gemeinsame Exkursionen, etwa zu alternativ wirtschaftenden Fincas und sozialen Projekten in Andalusien.
Transnationale Arbeitskämpfe
Im Supermarkt liest man auf den Etiketten von Paprika, Zucchini und Tomaten oft den Herstellungsort Almería. Die Ausbeutung im Gewächshaus ist also direkt mit unserem Einkaufswagen verknüpft. Daher haben wir uns die Transnationalisierung der Arbeitskämpfe zur Aufgabe gemacht und üben Druck entlang der Lieferkette aus. Denn während sich viele Unternehmer*innen selbst von Demos, Streiks und Gerichtsverfahren nicht beeindrucken lassen, sind sie doch abhängig von ihren Großabnehmer*innen: Das sind vor allem europäische Supermarktketten, die zwar über eine große Marktmacht verfügen, aber auch großen Wert auf ein “nachhaltiges” und “sozial verträgliches” Image legen.
Unsere konkrete Kampagnenarbeit, aber auch die Formulierung von politischen Forderungen für einen strukturellen Wandel in der industrialisierten, wettbewerbsgetriebenen Landwirtschaft und die Suche nach alternativen Formen der solidarischen Ökonomie stehen bei uns auf dem Programm und begleiten dauerhaft unsere strategischen Diskussionen.
Anmeldeschluss für die kommende Brigade ist der 10. August 2021.
Das nächste Vorbereitungstreffen findet am 25.07. von 12-13 Uhr online statt. Wenn du daran teilnehmen willst, schreibt uns gerne.
Kontakt: info@interbrigadas.org
Interbrigadas e.V. Genter Str. 60 13353 Berlin-Wedding
Hier der Link zum Brigadeaufruf_2021 als schön formatierte pdf-Datei